Aug 19 2020

„Die Revolution wird verdunsten ..“! Der libertäre Franz Kafka

„Zuweilen aber begibt es sich, dass der Engel des Vergessens
selber die Spuren der früheren Welt aus unserem Gedächtnis zu tilgen vergisst, und
dann gespenstern in unseren Sinnen fragmentarische Erinnerungen an ein anderes Leben.
Sie treiben wie zerrissene Wolken über die Hügel und Täler der Seele, seltsam in die Geschehnisse unseres Alltags verwoben.“
 (Slalom Asch)

Erste Erinnerung? Sein Vater war ein egoistischer, herrschsüchtiger Geschäftsmann, der Kinder und Frauen als Untergebene behandelte.

„In deinem Lehnstuhl regiertest du die Welt. Deine Meinung war wichtig. Jede andere verrückt, überspannt, meschugge, nicht normal.

Franz Kafka blieb sein Leben lang auf Distanz. Die Vater-Sohn-Beziehung taucht in vielen seiner Werke auf und wird im „Brief an den Vater“ thematisiert.

Andere Erinnerungen: Prag, seine Geburtsstadt. Im Jahre 5643 des hebräischen Kalenders (1883) wird Franz Kafka am Rande des jüdischen Ghettos Ecke Karpfengasse geboren. In der Josefstadt, des fünften Stadtviertels.

Die Enge des Viertel machte Angst, Angst eingeschlossen zu werden – und schuf doch die wärmende Gemeinsamkeit eines Dorfes.
Als ab 1895 die so genannte Asanierung der Altstadt beginnt und in den nächsten 22 Jahren Haus für Haus abgerissen wird, schreibt Kafka:
„In uns liegen noch immer die dunklen Vierteln, geheimnisvollen Gänge, blinden Fenster, schmutzigen Höfe, lärmenden Kneipen und verschlossenen Gasthäuser. Wir gehen durch die breiten Strassen der neu erbauten Stadt, doch unsere Blicke und Schritte sind unsicher, Die ungesunde Art des alten jüdischen Viertels in uns ist viel wirklicher als die hygienische, neue Stadt um uns“

Nach dem Jurastudium landete er 1908 bei der „Arbeiterunfallversicherung“. Das Schicksal der Arbeiter bedrückte ihn und das Büro wird zum Schrecken.

Entfremdet, bedeutungslos“ empfand er diese Brotarbeit. Allein dazu dienend, sich ohne finanzielle Sorgen dem Schreiben widmen zu können.
Dieses „dunkle Bürokratennest“ mit seinen gnadenlosen Verwaltungsvorschriften und Paragrafen.

„Mit einem Gefängnis hätte er sich abgefunden, als Gefangener enden, vielleicht ein Lebensziel. Aber hier war es ein Gitterkäfig –gleichgültig, herrisch, wie zu Hause. Der Gefangene ist eigentlich frei, der Käfig eigentlich offen.“

(aus: Aphorismen „http://www.digbib.org/Franz_Kafka_1883/Aphorismen?showall=1„>

Aber noch ist Kafka nicht der Vogel, „der vom Käfig gesucht wird

Er begibt sich auf die Suche nach den „wilden Vögeln“, nimmt an anarchistischen Versammlungen teil, trifft sich im Club „Mladych“ (Club der Jugend), wird angezogen von den antimilitaristischen Versammlungen des Arbeiter*innenvereins „Vilem Körber“, liest Bakunin, Kropotkin, Reclus.

Sein Interesse an den Diskussionen lebhaft, sein eigenes Engagement bescheiden. „Klidas“, (Schweigekoloss) wird er dort genannt. Er nimmt an Protestversammlungen teil, bei einer wird er festgenommen, als er mitten zwischen den Schlagstöcken der Polizei einfach stehen bleibt.

«Alle streben doch nach dem Gesetz», sagt der Mann, «wieso kommt es, dass in den vielen Jahren niemand außer mir Einlass verlangt hat?»
Der Türhüter erkennt, dass der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an:
«Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn.»
 (Kafka: Vor dem Gesetz)

„http://youtu.be/jQDi7SEmfs4″> (Parabel: Der Türhüter)


„Die Gesetze sind nicht allgemein bekannt. Sie werden heimlich von einer kleinen Gruppe edler Leute behalten, die über uns herrschen. Vom aller ersten Augenblick an wurden sie zum Vorteil dieser Noblen gemacht, die selber über dem Gesetz stehen

Kafka ging mit Leidenschaft ins Kino, ins Theater. Von den anarchistischen Versammlungen kennt er Jaroslav Hasek und ist mit Begeisterung an der Gründung seiner anarchistischen Spasspartei dabei, der „Partei des gemäßigten Fortschritts in den Schranken des Gesetzes“.

Diese Partei tritt 1911 sogar zu den Wahlen an, bekommt 36 Stimmen ( „Jeder unserer Wähler bekommt ein kleines Taschenaquarium.“), und einen enorm hohen Bekanntheitsgrad.

Kafka bleibt von den anarchistischen Ideen inspiriert. Den Kapitalismus nennt er „ein System von Verbindungen der Abhängigkeit, wo alles hierarchisch arrangiert ist und alles in Ketten“.

Er bleibt aber auch skeptisch den Arbeiterorganisationen gegenüber.

Da sind die Sekretärinnen, Bürokraten, gewerbsmäßigen Funktionäre, die modernen Sultane. Die Revolution wird verdunsten und alles was bleibt, ist der Schlamm von einer neuen Bürokratie. Die Ketten der gefolterten Menschen sind hier aus den offiziellen Papieren der Bürokraten gemacht.“

Das Hauptmerkmal in den Werken Kafkas ist der Autoritarismus, sind die Entscheidungen von oben, ohne Moral, ohne Ratio, ohne menschliche Regungen.
Doch statt zu einem Widerstand, zu einem Aufstand zu gelangen, blieb Kafka in einer düsteren Vision einer apokalyptischen Welt.

Kafka beschreibt die reale, bürgerliche – demokratische Welt, die in ihren autoritären Strukturen die Vorbereitung, ja die Voraussetzung für die Weiterentwicklung zum Holocaust in Deutschland oder auch zum Gulag in der Stalinära bildet.

 

Er hinterließ uns Schriften voll mit anarchistischen Ideen, einzigartigen Erkundungen in unsere Existenz und ein schonungsloses Aufdecken entfremdeter Arbeit, Kleinmut und Staatswillkür.


Aug 2 2020

Weisser Patriar(s)ch im Schwarzen Block — Was ist ein Mananarchist?(Sammlung)

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CONTENT WARNING: misogyny, sexual assault, rape



  

Der Mananarchist ist der beste Aktivist und er weiss das. Er schlägt die radikalsten Handlungen vor, artikuliert die bedeutungsvollsten Theorien.Er allein ist erleuchtet. Wir allen können z.b. Adorno lesen, aber richtig verstehen kann ihn nur der Mananarchist.

Der Mananarchist liebt Frauen, und braucht ihnen deshalb nicht zu zu hören. Seine Position ist eine Politik der Ermächtigung, der Cis-Männlichkeit, der „Whiteness“. Seine Stimme ist lauter, seine Worte wahrer. Seine anarchistische Zukunft – unvermeidlich, geprägt durch die Bücher anderer „weisser Männer“. Es ist eine höhere Vision. Er weiss mehr über jedes gegebene Thema als wir,weil er einen „akademischen“ Grad darin hat.

Für den Mananarchisten sind wir alle eine „Rasse“(Race), die menschliche Rasse.Der Mananarchist hat eine Phobie gegen Identitätspolitik.Er wünscht sich, daß People of Colour, Feministinnen, Queer aufhören würden, die Linke zu spalten.Diese „sauertöpfigen“ Identitären verderben ihm den Spass. Der Mananarchist versteht die Unterdrückung anderer besser, als sie selbst es tun.  Nach der Revolution sind Rassismus und Sexismus verschwunden.Denn die Politik der weissen Arbeiterklasse ist keine ablenkende „Identitätspolitik“, sie ist der wahre Kampf.

Manchmal ist der Mananarchist leicht beleidigend. Als „Mann-Baby“ wünscht er sich, daß Ihr mehr an seine Bedürfnisse denken würdet. Er kann euch seine emotionale Unterstützung in diesem Augenblick einfach nicht geben, weil er gerade eine Aktion plant.

Er nimmt an, daß ihr seine Hilfe braucht, um die praktischen Aufgaben zu erledigen. Wie durch Zufall hat er bei einer Fete seine Gitarre dabei, will, daß sich alles auf ihn bezieht. Sei nachsichtig, er ist wirklich total gestresst.

 

„Bourgeois“ ist sein Lieblingsschimpfwort, aber der Mananarchist ist selber nie einer gewesen.

Der Mananarchist ist ein Fan der „freien Liebe“ weil er selbst polygam ist (bumst viele Frauen) und dominant.Der Manarchist weiss dass „Ehe“ eine kapitalistische Einrichtung ist,  deshalb erforscht er wie Beziehungen im Anarchismus sind. Er wirft die patriarchalischen Einschränkungen wie Loyalität, Verantwortung, Hausarbeit usw. weg. Wenn seine Freundinnen eifersüchtig sind, ist das nicht seine Schuld. Sie sind paranoid, was nicht seine Schuld ist.Sie verstehen die Dinge falsch.

Der Mananarchist ist ein bekennender Feminist, weil er glücklich ist, bei jeder Gelegenheit laut zu erklären, daß er Geschirr wegräumt, Kinder betreut, oder Tee für alle macht. Aber oft stellt es sich heraus, daß er bei alltäglichen Arbeiten mit etwas sehr wichtigem Anderen beschäftigt ist.Der Mananarchist liebt es im Zentrum der Handlung zu sein. Er war bei den G20 Protesten dabei. Er war bei Occupy und Blockup. Er ist ein Saboteur. Eigentlich war er überall dabei. Warst Du denn dabei? Der Mananarchist sonnt sich in der männlichen Bewunderung.Er stimmt mit den Frauen solange überein, bis sie ja sagen.

Der Mananarchist weiss, daß der Anarchismus von weissen Männern entwickelt wurde.Die anarchistischen Ideen sind die ursprünglichen Arbeiten von vergangenen Brüdern und deren Geschichte. Anarchismus, Sozialismus Kommunismus enstanden in der Tradition männlicher Genies. In der Vergangenheit hatten einige Frauen (Emma Goldmann  usw.) gute Ideen. In der Gegenwart sind die Ideen der Frauen konterrevolutionär. Schutzräume sind was für Babies, Sitzungen ohne weisse Männer sind umgekehrter Rassismus.

Gemeinschaftliche Verantwortlichkeit ist für ihn eine „Hexenjagd“. Der Mananarchist sieht keine Ironie in seiner Behauptung, von Frauen verfolgt zu werden.Es ist so schwer für ihn, sich zu äussern, ohne zum Schweigen gebracht zu werden.

Obwohl er sie kaum gelesen hat, liebt der Mananarchist es, die Arbeiten von Frauen, People of Colour und Queer zu kritisieren. Er hat dazu wichtige Dinge zu sagen, was sie verbessern könnten.Er kann ihnen lang und breit erklären, was an ihrer Kampagne falsch ist. Die Revolution wird kommen und sie wird gewaltig sein.

Das wahre Gesicht vom Mananarchist ist Gewalt gegen Frauen, gegen Leute, die nicht weiss sind. Er verabredet sich mit „Mädchen mit Problemen“, so kann er sich um sie kümmern. Er will sie „bumsen“, während sie schlafen.Er sieht das nicht als Vergewaltigung an. Er glaubt, daß Anquatschen nichts mit Vergewaltigung zu tun hat.Er wird morgens über Solidarität und Gemeinschaft reden und dich am Abend schlagen. Er wird dir sagen, nicht so dumm zu sein. Sei ihm deshalb nicht böse…

Beschuldige den Mananarchist nicht der sexuellen Belästigung, der Vergewaltigung und der Verteidigung anderer Vergewaltiger, solange die Schuld nicht erwiesen ist.Frauen, diewegen einer Anzeige zur Polizei gehen, sind kapitalistische Verräterinnen.

Der Anarchimus des Mananarchisten ist eine hierarchische männliche Politik, die  keine Macht haben. Er ist ein weisser Patriar(s)ch im „Schwarzen Block“. Er ist keine Ausnahme. Er ist in jedem linken Arbeitskreis wie auch seine mananarchistischen Freunde. Er ist ein ganz normaler Kerl, der sein Leben für eine bessere Welt einsetzt. Wenn überhaupt, bist du die Konterrevolutionäre.

Die meisten von uns, vor allem Frauen, können etwas über Mananarchisten erzählen, doch das ist schwierig. Der Mananarchist kommt damit durch. Er ist sehr beliebt. Er macht praktische Solidaritätsarbeit. Er ist der beste Aktivist und der beste darin, das auch zu betonen.

 

Was ihn ausmacht, ist, daß er nicht akzeptiert, ein Mananarchist zu sein. Er kann nicht zuhören. Er wird dir herablassend erzählen, warum du falsch liegst…..

(frei übersetzt von Radio Chiflada)   Originaltext hier: http://strikemag.org/manarchist/

Ergänzendet Text: http://www.anarchie-mannheim.de/schriftenreihe/04_Sexismus.pdf

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Manarchist, Brocialist     
Manarchist, Brocialist 
Fuck your stack 
General meetings 
When you won’t step back 

Smash the patriarchy, 
Transmisogyny, 
hetero- and homo-normativity. 
Smash it now! 

Manarchist, Brocialist 
Fuck your punk band 
Groupie junkie 
One night stands 

Manarchist, Brocialist 
Fuck your panel 
Full of cis-dudes 
Dressed in flannel 

Smash the patriarchy, 
Transmisogyny, 
hetero- and homo-normativity. 
Smash it now!
Fuck your autonomy. 
When it’s an excuse 
To manhandle me. 

Manarchist, Brocialist 
Fuck your liberalism 
Token inclusivity 
Book worship sexism. 

Smash the patriarchy, 
Transmisogyny, 
hetero- and homo-normativity. 
Smash it now! 

Manarchist, Brocialist 
Fuck horizontal 
Mack-tivist pick up lines 
Undesirable! 

http://materialsupport.bandcamp.com/