Jul 25 2020

Geschichte des Anarchismus in Deutschland – 3.Abschnitt

„Sie schnitten sich dornige Zweige ab und schlugen.
Perverse Genüsse. Sie brachten die Alten mit Tritten in Trab.
Dazwischen knallten die Schüsse
Sie trieben uns schlimmer als räudiges Vieh,
sie johlten und schlugen mit Stecken.
Die Alten sanken wimmernd ins Knie.
Es war der Tag aller Schrecken.“
(Karl Snog, Buchenwaldhäftling)
Anfang Mai 1945 verteilte der Hamburger Anarchist Otto Reimers ein erstes Flugblatt gegen die Verbrechen der Nazis, in dem Rache für Buchenwald und andere KZ`s gefordert wurde.
Vielleicht würden jetzt in den letzten Stunden der Nazi-Herrschaft endlich die Parteiführer gehängt und die Kasernen von der Bevölkerung gestürmt.
Er setzte mit seinen wenigen übrig gebliebenen Genossen in den nachfolgenden Rundschreiben auf eine einheitliche revolutionäre Bewegung aus Kommunisten, Sozialdemokraten und Anarchist*innen. In dieser Einheitsfront schien der Anarchismus wohl aufgegeben, nach Ansicht von Reimers allerdings nur taktisch. In den „Mahnrufen“ wollten sie eine Einheit für die Gestaltung der demokratischen Republik, der Wirtschaft und vor allem des Bildungsbereiches als eine „geistige“ Revolution – und dies sollte mit Unterstützung einer „geistigen Elite“ erreicht werden.
Diese Einheit fand jedoch nicht statt, die Hamburger Anarchisten zogen sich daraufhin wieder in ihre Ideen zurück.
 
Das zeigt die Problematik der deutschen Anarchist*innen, was sie angesichts der gewaltigen Trümmer, des in Besatzungszonen aufgeteilten Landes und des dadurch entstandenen Machtvakuums eines nicht mehr vorhandenen Staates nun tun sollten. Jede Gruppe war in diesen Tagen und Monaten auf sich selbst gestellt.
Diese Situation brachte die Bevölkerung in ein Vakuum möglicher Selbstorganisation (und Selbstverwaltung).
„Denn wovon lebten die Leute? Von Restbeständen, die sie sich aus verlassenen oder aufgebrochenen Läden herausholten. sie suchten in Kellern ausgebrannter Ruinen nach Nahrung, die gefallene, geflohene, verbrannte Bewohner*innen vielleicht zurückgelassen hatten, alte Heereslager wurden gestürmt und geplündert, der Ungeschickte hungert, viele Ungeschickten verhungern, kein Treibstoff für Busse. Wasser? Lange Schlangen stehen an den Pferdepumpen, die an den Bürgersteigen der Strasse durch Glück und Zufall intakt geblieben sind, topfweise, eimerweise schleppen die Leute oft nach stundenlangem Warten das so kostbare Nass weg...“
dies nutzte Rudolf Rocker, um aus den USA publizistisch die weiteren Geschicke des deutschen Anarchismus maßgeblich mit zu gestalten.
Aus der alten FAUD sind auch die letzten Ansätze verschwunden… “ (Rocker,Zur Betrachtung der Lage in Deutschland)
Rocker sieht in dem Land, das nun keine zentrale Macht mehr hat, eine Chance , eine neue Geschichte zu beginnen, um dem Erwachen eines neuen zentralen Staates entgegen treten zu können. er plädiert für kommunale Selbstverwaltung, die beweisen sollte, das es keiner übergeordneten Regierung bedarf und er sieht dies im Sinne einer eher europäischen, dann weltweit agierenden Föderation.
Unterstützung erhielt er dabei von Otto Reimers und Helmut Rüdiger, der vor allem für einen „Bund freiheitlicher Sozialisten“ plädierte.
Aber es gab auch kritische Stimmen und Spottverse, die eine kommunale Vertretung ablehnten.

„Anarchisten brauchen keine Wahlen, auch keine auf Gemeindeebene .Anarchisten brauchen auch keine Führer, welche Parolen ersinnen.“
„Zwar im Herzen, alle Mal/ sind wir ganz die Alten: hundert Prozent radikal, doch – das Leben ist real, da heißt es halt mithalten…“

Eine gezielte Kritik gegen Rocker auch in diesen Sätzen:
„Die vermeintlichen überschlauen Führer behindern die …Energieentfaltung der Massen bei der Befreiung von jedweder Knechtschaft. Solche Kurpfuscher können Taten nicht ersetzen. Eben sowenig kann der Föderalismus an die Stelle des Anarchismus treten.Es gibt nach wie vor ein Allheilmittel, nämlich die herrschafts-und eigentumslose Ordnung! Durch Mitarbeit in Gemeinden, Genossenschaften und Gewerkschaften ist sie gewiss nicht zu erreichen. Denn das sind Sumpfgebilde privat-oder kollektivkapitalistischer Herrschaft.“
So sprach und schrieb Willi Huppertz, Anarchokommunist im Denken und Individualanarchist im Handeln, der 1948 die Zeitschrift „Befreiung“ herausgab. Sie wird zu einer interessanten und lange erscheinenden Publikation des deutschsprachigen Anarchismus. 1978 erscheint die letzte Ausgabe.
 Dessen allem ungeachtet gründete sich 1947 in Darmstadt die „Föderation freiheitlicher Sozialisten (FFS)“.
In dem Programmentwurf wird zwar der Gedanke der Gemeindewahlen als Personenwahlrecht aufgegeben, aber in dem sie allen deutschen Anarchist*innen die aktive Mitarbeit in den Gemeinden und Gewerkschaften empfahlen und damit auf den Syndikalismus verzichteten, sorgten sie für weitere Spannungen.
Sozusagen als Ausgleich beantragte die Föderation die Aufnahme in die IAA.
Als Mitteilungsblatt der Föderation erschien im Dezember 1947 „Die Internationale“, herausgegeben von Gretel und Alfred Leinau, die zu den emsigsten Gründer*innen der Föderation gehörten. Zwei Jahre später erschien mit „Freie Gesellschaft“ eine durchaus respektable Monatsschrift, 34 Seiten DIN-A5 im Buchdruck und mit rotem Einband, hier von Alfred Leinau redaktionell betreut. Neben Grundsatzartikeln und Kommentaren zu politischen und kulturellen Ereignissen wurde auch auf die Publikationen der „Gilde freiheitlicher Bücherfreunde“ hingewiesen.
Schon zu Zeiten der „Weimarer Republik“ hatten Syndikalisten eine anarchistische Buchgemeinschaft gegründet, die „Gilde freiheitlicher Bücherfreunde“ . auch eigene Bücher wurden veröffentlicht, eigene Leseclubs sorgten für den notwendigen Absatz. Einige Mitglieder bauten nun in Bremen diese Gilde wieder auf und mit der Konstitutionierung der „FFS“ erschien nun auch wieder anarchistische Literatur.
Der von Rocker gefürchtete Zentralstaat entstand allerdings zwischendurch an anderer Stelle. Schon im Sommer 1945 wurden in der damaligen sogenannten „Sowjetischen Besatzungszone“ die ersten Länder mit eigenen Länderverwaltungen gegründet, unter Kontrolle des sowjetischen Sicherheitsdienstes und der SED. Dort wurde von Anfang an rigoros und brutal gegen Anarchist`*innen gekämpft, wie z.B. bei Willy Jelinek exemplarisch durchgeführt wurde

 („Himmelsleiter“ im KZ Bautzen)
Willy Jelinek war in 20er Jahren Mitarbeiter der in Zwickau erschienenen Zeitschrift „Proletarischer Zeitgeist“ als Organ der „Allgemeinen Arbeiterunion“, die sich mehr und mehr den anarchistischen Ideen genähert hatte. Nur wenige überlebten das Naziregime. Jelinek, der die Aboliste versteckt hatte, nahm nun darüber wieder Kontakt zu den Genoss*innen auf. Im sogenannten „Zwickauer Kreis“ wandte er sich scharf gegen die Bestrebungen der KPD zur Einheitspartei mit der SPD und noch schärfer gegen die Beteiligung der Anarchisten an einer Einheitsfront.
Er stand so im harten Diskurs mit dem anfangs erwähnten Otto Reimers. Spitzel wurden auf den Kreis angesetzt. Jelinek übertrug sicherheitshalber Abolisten und Publikationen auf den ebenfalls schon erwähnten Willy Huppertz.
Im November 1948 wurde Jelinek von der russischen Polizei festgenommen und zuerst ins KZ Sachsenhausen gebracht, was von den Kommunisten nun ihrerseits für ihre Gefangenen genutzt wurde. Dann wurde er nach Bautzen verlegt, wo erbärmliche Zustände herrschten. Alle Gefangenen hungerten, viele starben an Unterernährung und TBC.
Unter bis heute nicht geklärten Umständen starb Willy Jelinek am 24.März 1952 im KZ Bautzen.
Für die Anarchist*innen in Deutschland prägten die nächsten Jahre die vielfältigen Versuche, die verschiedenen Gruppen zusammen zu bekommen., ja. eine Zeitlang wurde von einer deutschen, ja, deutschsprachigen Föderation geträumt, die alle Gruppen vereinen sollte. Doch bei der bestehende Föderation, die FFS, war irgendwann mal die Luft raus. Der Pragmatismus ihrer Politik und das Nationale ihres Denkens schuf immer wieder Spannung innerhalb der Bewegung.
Die Etablierung zweier deutscher Staaten – so verschieden sie auch sein mochten – ließ den Spagat zwischen anarchistischem Profil und Mitarbeit in den Gewerkschaften und Gemeinden nicht zu.
Die Zahl der Mitarbeiter*innen stagnierte, ihr Einfluss war marginal.
Zwischendurch gab es kleine Auffrischungen, z .B. durch die antimilitaristische „Bewegung gegen den Atomtod“, aber die immer wieder auftretenden Richtungskämpfe erwiesen sich letztendlich als destruktiv.
Der Tod von Milly Witkopp und wenige Jahre später von Rudolf Rocker markierten irgendwie das Ende dieser Generation und den Schlusspunkt einer bewegten Ära des Anarchismus in Deutschland. Die verbliebenen ehemaligen Gruppen der Föderation lösten sich in den 60er Jahren auf. Die letzten Anarchist*innen waren müde.

In der „Befreiung“ vom Dezember 1966: „““ Warum kommen wir nicht weiter mit der Verwirklichung unserer Idee? Warum befreien sich die unterdrückten und versklavten Menschen nicht von ihrem Joch? Untertanengeist, Unentschlossenheit, Herrschaftsglaube, Denkfaulheit und Feigheit — das sind die Hauptursachen, wenn die versklavten Massen nicht aus ihrem Dasein herauskommen.„““

Doch schon wenige Monate vorher läuteten die Glocken der Westkirche in Amsterdam unter Rauchbomben eine neue Zeit ein. Eine Zeit, die nicht nur Deutschland, sondern halb Europa erfassen sollte ……… !

Die Entwicklung dieser libertären Bewegung (ab 1967) ist ausreichend dokumentiert, wenn auch je nach Rezensent*in unterschiedlich bewertet – ein interessanter ausführlicher Artikel findet sich be
„DadAWeb“  http://www.dadaweb.de/wiki/Neoanarchismus

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ENDE und ANFANG —- aktuelle Entwicklungen entnehmt der jeweiligen Praxis — oder nutzt die entsprechenden Medien, wie z.B. auch diesen Blog hier …..!!

Jul 25 2020

Geschichte des Anarchismus in Deutschland — 2. Abschnitt

(Erich-Mühsam Platz in München)

Auf dem Meere tanzt die Welle
nach der Freiheit Windmusik.
Raum zum Tanz hat meine Zelle
siebzehn Meter im Kubik….
……Liebe tupft mit bleichen leisen
Fingern an ein Bett ihr Mal.
Meine Pforte ist aus Eisen,
meine Pritsche hart und schmal…..“
(Erich Mühsam)
Nach seinen Gefängnisjahren stürzte sich Erich Mühsam erneut ins revolutionäre Geschehen. Viele seiner Freunde und Bekannten waren jedoch nicht mehr – oder hatten sich den Parteien oder Karrieren ergeben.
Wo bleibt ihr nur, Genossen meiner Zeit?
Ich schau zurück und kann euch kaum noch sehn.
Ein wirres Stimmentosen hör ich weit,
Weit hinter mir und kann es nicht verstehn
.“
Die FAUD war durch das straff organisierte Industrieproletariat in der Weimarer Republik immer kleiner geworden, der Dogmatismus der „Föderation kommunistischer Anarchisten“, der Nachfolgeorganisation der „AFD“, zeigte sich in einem Unvereinbarkeitsbeschluß gegenüber Mühsam, hatte dieser doch sofort nach seiner Entlassung für die Freilassung der anderen Gefangenen mit der KPDnahen „Roten Hilfe“ Vortragsreisen unternommen, Gelder gesammelt und Protestveranstaltungen mitorganisiert.
Nun schloss ihn deshalb die Föderation aus. Auch die FAUD lehnte jede Mitarbeit mit der „Roten Hilfe“ ab, weil diese einzig und allein der Propaganda der KPD diene.
Mühsam kümmerte das wenig. Auch mit der FAUD war er immer auf Distanz. So stellte er deren gewerkschaftlicher Organisierung immer das revolutionäre Rätemodell gegenüber. (1931 soll er allerdings über eine Mitgliedschaft nachgedacht haben)
Er gründete nach dem Rauswurf die „Anarchistische Vereinigung“ und mit ihr 1926 die Zeitschrift „Fanal“, die 1931 allerdings verboten wurde. In ihr hatte er von Anfang an vor dem Herannahen des Nationalsozialismus gewarnt.
1927 beteiligte er sich an der weltweiten Kampagne für die Freilassung von Sacco und Vanzetti und schrieb für sie das Drama „Staatsräson- ein Denkmal für Sacco und Vancetti“
 
Fürcht nicht die Stunde, da du stirbst.
Die Welt, so glaub’s nur, kann dich missen.
Kein Stern, um dessen Licht du wirbst,
wird mit dir in den Tod gerissen.
Solang du lebst, wirst du gebraucht.
Soll dich das Leben nicht vergessen,
sorg, daß die Tat nicht untertaucht,
an der du deine Kraft gemessen.
Leb, daß du stündlich sterben kannst,
in Pflicht und Freude stark und ehrlich,
nicht dich, – das Werk, das du begannst,
mach für die Menschheit unentbehrlich!“
 (Leitsatz, Erich Mühsam)
Im Februar 1933 wird Erich Mühsam verhaftet und ein Jahr später in das KZ Oranienburg verschleppt. In der Nacht zum 10.Juli 1934 wird er von SS-Leuten erschlagen.(1)

Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt;
der Feuer sieht und weiß nicht, wo es brennt;
vor dem die Welt in fremde Sonnen rennt…
..“    https://youtu.be/1mHVUIcptoU

1933 wird das Büro der Geschäftskomission der FAUD in Berlin von Faschisten gestürmt. Einige, unter anderen Helmut Rüdiger und Augustin Souchy, flüchten nach Spanien und gründen in Katalonien die Gruppe „Deutsche Anarchosyndikalisten“. Andere verschwinden in den KZ‘s der Nationalsozialisten oder gingen in den Untergrund. (2)
Die Widerstandsformen der FAUD wie auch der „Föderation“ waren nicht einheitlich. Während die FAUD zu einem Generalstreik gegen die Machtergreifung der NSDAP aufrief, hatten sich schon einige Jahre zuvor die Ortsgruppen in Oberschlesien zu einer militanten uniformierten Organisation zusammengeschlossen: den „Schwarzen Scharen“, die schnell vor allem bei den jungen Leuten an Einfluss gewann.
Der Name verwirrt im ersten Moment, erinnert er ja an das Braunschweiger Freikorps „Schwarze Schar“, das 1809 gegen die Franzosen aufgestellt wurde. Dort findet sich zum ersten Mal mit dem Wahlspruch „Sieg oder Tod“ ein silbernen Totenkopf, der später von der SS übernommen wurde. Ob der Name „Schwarze Scharen“ bewusst als Pendant gewählt wurde, kann nur spekuliert werden.
Auf jeden Fall begriffen sich die „Schwarzen Scharen“ als unabhängig agierende Ergänzung zu FAUD. Diese kritisierte allerdings bald das Auftreten und Militarisierung – sahen sie doch darin einen erneuten Rückfall in den politischen Terrorismus des 19.Jahrhunderts.
Die Mehrheit der Genossen vertritt den Standpunkt, daß die Jugend durch die „Schwarzen Scharen“ militarisiert wird und unser Kampf gegen Krieg und Militarisierung dadurch zur Farce .“
Dem hielten die „Schwarzen Scharen“ entgegen: „Wir als junge Revolutionäre sind nicht mit der Stagnation der Bewegung einverstanden.Die Bewegung ist gelähmt und inaktiv geworden. Statt mit verkümmerten Pessimismus passives und abwartendes Verhalten zu erzeugen, gilt es nun gute und fruchtbringende Arbeit mit den Massen zu leisten. Wie steht ihr zur Abwehrfront gegen Faschismus und Feinden der Anarchosyndikalisten?“
Die FAUD sei viel zu sehr eine gewerkschaftliche Organisation und vernachlässige die politische Auseinandersetzung.
So fanden die „Schwarzen Scharen“ schnell Einfluß im ganzen Land. In einer ihrer Zeitschriften „Die Schwarze Horde“ von 1930 wurde sogar Erich Mühsam als der Leiter aller „Scharen“ vorgeschlagen.
Viele in diesen Gruppen trugen Revolver bei sich, die sie dann auch bei den Strassenschlachten gegen die Nazis einsetzten.
Trotz grossmöglichster Distanz der FAUD mussten diese bei den immer häufiger werdenden Angriffen der Faschisten die „Schwarzen Scharen“ oft als Saalschutz akzeptieren.(3)
Nach 1933 traten die verschiedenen Gruppen der „Schwarzen Scharen“ nicht mehr öffentlich auf. Viele machten illegal weiter.
1937 wurde eine Gruppe im Rheinland von der Gestapo verhaftet. Über 100 junge Leute wurden inhaftiert, später in die KZ‘s gebracht, wo die meisten starben.
Einige der Überlebenden konnten desertieren, als sie in die SS zwangsrekrutiert werden sollten.
Ein anderer Teil ging zur Gruppe der „Deutschen Anarchosyndikalisten“ nach Barcelona oder weiter in die Kolonne „Durutti“, wo sie ihren Kampf gegen den Faschismus fortsetzten.

(1)  http://digitalresist.blogspot.com/2014/06/zum-gedenken-12juli-2014-80todestag.html  
(zum Gedenken an Erich Mühsam)

(2) + (3) https://www.a-radio.net/2010/4216     (Radiosendung zu „schwarze Scharen“ und „Anne Goetze“ FAUD)

https://youtu.be/TsyS6vITOZ4……….. (A las barricadas — Film zu einigen der „DAS“)

* Originalmanuscript Juli 2011

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(wird fortgesetzt: Mahnruf und Befreiung)


Jul 25 2020

Geschichte des Anarchismus in Deutschland — 1.Abschnitt

Der Beginn des Anarchismus in Deutschland ist eher auf das Wirken von einzelnen Personen und dessen Engagement in verschiedenen Zeitungsprojekten und die Wurzeln dieses libertären Denkens eher auf äußere Einflüsse, vor allem Proudhon, zurückzuführen. Zwar wird der Begriff „Anarchie“ schon 1825 von Ludwig Börne öffentlich in einem politischen Zusammenhang gebracht („Freiheit geht nur aus Anarchie hervor „) doch blieb dies alles in den Kreisen der so genannten geistigen Elite. Menschen, meist Männer, mit Bildung und Interesse an ökonomischen und sozialen – auch revolutionären – – Fragen.
So bemerkte Bakunin auf der 1.Internationale 1864 die äußerst geringe Teilnahme deutscher Anarchisten. Sein wohl in diesem Zusammenhang geäußerter Satz.“ Die Deutschen sind ein Volk, das im hohen Maße von der Staatsidee durchdrungen ist“ erscheint daher von bemerkenswerter Klarheit und Voraussicht. Auch in den Memoiren von Johann Most erinnert sich dieser, dass er 1867 im Schweizer Jura zwar „bakunistische Arbeiter“ getroffen habe, aber weder in Österreich noch in Deutschland jemals Anarchisten gesehen habe.
Die Gründe für diese geringe Resonanz liegen wohl in erster Linie an dem großen Einfluss, den Marx/Engels durch das „Abmurksen“ abweichender Meinungen erreichten und der damit da hergehenden Vision eines „Staatssozialismus“, mit dem die Sozialdemokratie, durchdrungen von autoritären, staatstragenden Handlungen, die Arbeiterschaft klein hielt – nicht zufällig kamen später bedeutende Vertreter des Anarchismus in Deutschland aus eben diesen Kreisen.
Erst 1874 wird von den ersten Gruppen berichtet. Unterstützt wurden sie dabei von dem französischen Anarchisten Victor Dove, der wegen geheimer Propaganda einige Zeit später zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt wird und dann nach London abgeschoben wurde. Zwei missglückte Attentate auf den Kaiser wurden 1878 vom Reichskanzler Bismarck genutzt, um in einer Reihe von Verordnungen, den so genannten Sozialistengesetzen, nun noch rigoroser und öffentlichkeitswirksamer gegen den wachsenden Einfluss von Links innerhalb der Arbeiterschaft vorgehen zu können.
Diese illegale Situation drängte die deutschen Anarchisten mehr und mehr in Aktionen der „Propaganda der Tat“. Auf einem internationalen viertätigen Kongress 1881 in London wird sie zur offiziellen Doktrin erklärt. Bei Johann Most, einer der prominesten Vertreter des deutschsprachigen Anarchismus und Verfechter dieser Art der direkten Aktion, lässt sich dies gut verfolgen. In der später erschienenen Broschüre „Revolutionäre Kriegswissenschaft“ belässt er es nicht bei der Propaganda, sondern gibt praktische Hilfestellung bei Dynamit und Giften.
Das Attentat ist es nun, dass das unterdrückte Volk aus der scheinbaren Lethargie wecken soll – der Tyrannenmord als Funke zur Revolution – denn sie, die Macht ist verwundbar. Der Attentäter als gnadenloser Rächer aller Unterdrückten, Witwen und Waisen, als Held der Freiheit.
Ganz in diesem Sinne verlangte eine Gruppe um Friedrich August Reinsdorf bei der Eröffnung des Niederwalddenkmals in Hessen 1883 die „ganze Brut von Kaiser, Fürsten und Bischöfen“ in die Luft zu sprengen. Das Vorhaben scheitert, Reinsdorf wird zusammen Emil Küchler in Halle hingerichtet. In seinen Schlussworten wird die ganze moralische Legitimation deutlich, mit der die „Propaganda der Tat“ als einzig mögliche Art des Widerstands verklärt wurde.
„Die Arbeiter bauen Paläste und wohnen in armseligen Hütten. Sie erzeugen alles, doch sie haben wenig und schlecht zu essen. Die obereren 10 000 erhalten sich auf den Schultern der großen Masse und der Staat will dies auf ewig aufrechterhalten. Soll dies wirklich für immer dauern? Ist eine Veränderung deshalb nicht unsere Pflicht?“
Im Jahre seiner Hinrichtung 1885 wird ein anderer Anarchist, Julius Lieske, verhaftet und enthauptet. Ihm wurde vorgeworfen, den Frankfurter Polizeirat und Anarchistenfresser Rumpf erstochen zu haben. Das Volk, wer immer im Einzelnen gemeint war, hatte wohl andere Probleme und die gestern noch so verwundbare Macht wurde stärker und grausamer als je zuvor.
Diese Phase der „Propaganda der Tat“ des deutschen Anarchismus war damit beendet. Max Nettlau wird später notieren. „Die ungeheure Opferwilligkeit so vieler hatte durch ihre Einseitigkeit die denkbar kleinsten Resultate gebracht.“
Parallel dazu entwickelten sich die ersten freien Gewerkschaften. „Lokalisten“ nannten sich die Mitglieder von gewerkschaftlichen Fachvereinen. „Lokalisten“, weil auf lokaler, örtlicher Ebene – sie lehnten eine zentrale Organisation ab, stattdessen sollte autonom entschieden werden. Überregional traten sie durch Vertrauensmänner in Verbindung. 1897 nannten sich die „Lokalisten“ um in „Freie Vereinigung deutscher Gewerkschaften“ und näherten sich mehr und mehr anarchistischen und syndikalistischen Ideen.
Verstärkt wurde dies durch die „Unvereinbarkeitsbeschlüsse“ der Sozialdemokraten, die den Zentralgewerkschaften nahe standen. So war der große Bergarbeiterstreik 1889 eher durch radikale Sozialdemokraten und – wenn auch nur örtlich begrenzt – durch einzelne Anarchisten beeinflusst. Diese linke Opposition – die „Jungen“ – wurde dann auch 1891 aus der Partei ausgeschlossen – u.a. auch Rudolf Rocker.
Wenig später, nach einem weiteren Bruch und einer Spaltung in einen „Sozialistischen Bund“(SB) und einer anarchistischen Föderation „AFD“ übernahm ein 23jähriger Anarchist des „SB“ die Leitung der Zeitschrift „Der Sozialist“: Gustav Landauer.
Anders als Rocker, der Massenorganisator, der später maßgeblich an der Gründung der FAUD beteiligt war, war Landauer eher ein Denker, ja wohl der anarchistische Philosoph des deutschsprachigen Anarchismus, dessen ethischer Sozialismus zu einer tiefen Freundschaft mit Erich Mühsam führte. Für Landauer setzte solidarisches Handeln immer eine kritische Selbstreflexion voraus, soll heißen: Ohne Veränderung des Menschen keine Revolution keine Veränderung der Welt – und dies subito.
Ich meine den Drang, sich noch einmal zur Welt zu bringen, sein eigenes Wesen neu zu formen und danach die Umgebung, seine Welt, zu gestalten, so weit man ihrer mächtig ist. Dieser höchste Moment müsste für jeden kommen: wo er, um mit Nietzsche zu sprechen, das ursprüngliche Chaos in sich schafft, wo er wie ein Zuschauer das Drama seiner Triebe und seiner dringendsten Innerlichkeiten vor sich aufführen lässt, um dann festzustellen, welche seiner vielen Personen in ihm herrschen soll, was das Eigene ist wodurch er sich von den Traditionen und Erbschaften der Vorfahrenwelt unterscheidet, was die Welt ihm, was er der Welt sein soll. Das nenne ich einen Anarchisten, der den Willen hat, nicht doppeltes Spiel vor sich selber aufzuführen, der sich so wie einen frischen Teig in entscheidender Lebenskrise geknetet hat, dass er in sich selber Bescheid weiß und so handeln kann, wie sein geheimstes Wesen ihn heißt……..
Man würde mich sehr falsch verstehen, wenn man glaubte, ich predige Quietismus oder Resignation, Verzicht auf Aktion und auf Wirken nach außen. O nein! Man tue sich zusammen, man wirke für Munizipalsozialismus, auch für Siedlung- oder Konsum- oder Wohnungsgenossenschaften; man gründe öffentliche Gärten und Bibliotheken, man verlasse die Städte, man arbeite mit Spaten und Schaufel, man vereinfache all sein äußeres Leben, um Raum für den Luxus des Geistes zu gewinnen; man organisiere und kläre auf; wirke für neue Schulen und die Eroberung der Kinder; all das erobert doch nur das ewig Gestrige, wenn es nicht in neuem Geiste und aus neu erobertem Binnenland heraus geschieht“

(Landauer: Anarchische Gedanken zum Anarchismus)
Für die deutschsprachige anarchistische Bewegung dieser Zeit stehen Männer wie LandauerRocker und Mühsam. Männer dominierten Form und Inhalt anarchistischer bzw. syndikalistischer Politik, die Lösung der Geschlechterfrage im Alltag auch hier nicht erkennbar.
 Auch hier die Trennung in öffentlichen Mann – Beruf, Politik – und privater Frau – Kopfkissen, Familie, Krankenpflege. Erst fast ein Jahrzehnt später werden es Frauen wie Milly WitkopMathilde Wachsmuth und andere sein, die sich im „Syndikalistischen Frauenbund“ organisierten.
Umso bemerkenswerter daher – Margarethe Hardegger, 1882 in Bern geboren, Gewerkschaftlerin und Frauenrechtlerin.
Aktiv an der Gründung des „Sozialistischen Bundes“ , zusammen mit Gustav Landauer und Redakteurin der Zeitschrift „Der Sozialist“. Je mehr sie jedoch für die Rechte der Frau und der „freien Liebe“ eintrat umso mehr geriet sie, auch mit Landauer in Konflikte. Dieser verhielt sich anschließend alles andere als emanzipatorisch, sondern nutzte einen juristischen Konflikt, um Margarete aus dem SB zu drängen. Sie gründete 1919 eine Kommune und ein Jahr später eine Produktionsgenossenschaft in der Nähe des Monte Verita bei Ascona.
Der Krieg ist ein Massaker von Leuten, die sich nicht kennen, zu Nutzen von Leuten, die sich kennen, aber nicht massakrieren.“ (Paul Valery)
Auch wenn viele Anarchist*innen den Krieg im Sommer 1914 vorhergesehen hatten, die nationalistische Begeisterung, vor allem der Arbeiter*innen, überraschte doch. Auch im eigenen Lager kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Kropotkin war für einen Krieg gegen die Großmacht Deutschland. Landauer und Erich Mühsam als anarchistische Antimilitaristen dagegen.
„So erscheinen wir dem Ausland: als brutale, Händelsuchende, mit dem Säbel rasselnde Kriegesknechte, die aber all das nur sind, weil wir ängstliche, feige, friedliebende, hilflose Herrenknechte sind.“( Gustav Landauer)
Mühsam schrieb 1916 das „Soldatenlied“ „  https://youtu.be/Qaim41rHAq4
(…….Es ruhe das Gewehr!
Wer für die Reichen bluten konnt,
kann für die Seinen mehr.
Ihr drüben! Auf zur gleichen Pflicht!
Vergeßt den Freund im Feinde nicht!
In Flammen ruft der Horizont
nach Hause jedes Heer……)
Aus London bezogen Milly Witkop und Rudolf Rocker in ihrer Zeitschrift „Der Arbeiterfreund“ klar Stellung gegen Nationalismus und Imperialismus.
Im Oktober 1918 weigerten sich die Matrosen in Wilhelmshaven weiter für den Krieg geopfert zu werden. Zwar wurde die Meuterei niedergeschlagen, viele der Streikenden in Kiel inhaftiert, doch im November kam es dort zu einem Aufstand, der das ganze Land erfasste. Von Bremen bis München bildeten sich in 44 Städten die „Arbeiter- und Soldatenräte“. Diese Räte sorgten für den Sturz des Kaisers, verjagten die Dynastie und begannen mit der Organisation des sozialen Lebens. Sie wollten u.a. Polizei und Militär durch Arbeitermilizen ersetzen und die Arbeiter*innenselbstverwaltung in den Fabriken einführen. Im Gesamten waren die Anarchist*innen bei dieser Organisation eher noch unbedeutend, einer ihrer Schwerpunkte lag allerdings in der Mitwirkung der „Münchner Räterepublik“ und hier vor allem wieder Gustav Landauer und Erich Mühsam. Diese hatten zusammen mit anderen Münchner Anarchist*innen aktiv am Umsturz teilgenommen und waren bereits in verschiedenen Räten vertreten. Zu ihnen zählte der Schriftsteller Ret Marut sowie Ernst Toller.
Am 7.November 1918 ruft Eisner die Bayerische Republik aus. Erich Mühsam agitiert als Redner: „Wir, die wir geistige Menschen sind, wollen zusammenstehen – in einer Reihe mit Vagabunden und Bettlern, mit Ausgestoßenen und Verbrechern wollen wir kämpfen gegen die Herrschaft der Unkultur! Jeder, der Opfer ist, gehört zu uns! Ob unser Leib Mangel leidet oder unsre Seele, wir müssen zum Kampfe blasen! – Gerechtigkeit und Kultur – das sind die Elemente der Freiheit!
Zwei Tage später wird er in den revolutionären Arbeiterrat aufgenommen. Der Rat will die „Räterepublik“. Mühsams Zeitung „Kain“ erscheint wieder. Bei seinem Versuch, im Münchner Rätekongress einen Antrag auf Ausrufung der „Bayrischen Räterepublik“ durchzubringen, scheitert er mit 70 zu 234 Stimmen.
Mit Toller und Landauer gründet er daraufhin die „Münchner Räterepublik“. Doch schon 6 Tage später wird Mühsam nach dem sozialdemokratischen „Palmsonntag Putsch“ verhaftet und wegen Hochverrats zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 1.Dezember 1924 wird er jedoch wegen „Wohlverhalten“ auf Bewährung freigelassen. Durch eine Amnestie, die u.a. auch Adolf Hitler freiließ.
Mit Billigung der SPDRegierung putschte das Militär im Morgengrauen des 13.April 1919, Palmsonntag. Sie verhafteten zwar einige Mitglieder des Zentralrates, doch Toller, Landauer und die Führung der KPD konnten entkommen. Räte und KPD riefen zusammen gegen den Putsch auf. Die anschließenden Kämpfe – 21 Tote – endeten mit der Niederlage der Putschisten. Ein so genannter „Volksrat“ unter KPD Führung rief eine „Zweite Münchner Räterepublik“ aus, an der anfangs auch Gustav Landauer beteiligt war. Drei Tage später erklärte er, enttäuscht von deren Politik, am 16.April 1919 seinen Rücktritt von all seinen politischen Funktionen und Ämtern in der Räterepublik.
Nach der gewaltsamen Niederschlagung der Münchner Räterepublik durch Reichswehr und Freikorpsverbände wird Landauer am 1.Mai 1919 in München verhaftet und einen Tag später im Zuchthaus Stadelheim von Soldaten ermordet.
https://youtu.be/RalDNrjEol0> (Ernst Toller: Die Mauer der Erschossenen)
Zwei andere hatte die revolutionäre Begeisterung nach Deutschland gelockt. Milly Witkop und Rudolf Rocker kamen von London nach Berlin. Rocker wird mit einer „Prinzipienerklärung des Syndikalismus“ im Dezember 1919 die Gründung der „FAUD“ einleiten.
„Die Syndikalisten, in klarer Erkenntnis der oben festgestellten Tatsachen, sind prinzipielle Gegner jeder Monopolwirtschaft. Sie erstreben die Vergesellschaftung des Bodens, der Arbeitsinstrumente, der Rohstoffe und aller sozialen Reichtümer; die Reorganisation des gesamten Wirtschaftslebens auf der Basis des freien, d.h. des staatenlosen Kommunismus, der in der Devise: „jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach, seinen Bedürfnissen!“ seinen Ausdruck findet.“(Rocker)
Rocker gibt das „FAUD“ Organ „Der Syndikalist“ heraus und arbeitete eng mit der sogenannten Geschäftskomission – Helmut Rüdiger, Fritz Kater und Augustin Souchy– zusammen. Die Wohnung von Milly und Rocker in Berlin wird zu einer Zentrale des internationalen Anarchosyndikalismus. Nestor MachnowDurutti und andere finden hier Zuflucht und Hilfe.
1933 müssen Milly Witkop und Rudolf Rocker selber flüchten. Über die Schweiz gehen sie in die USA:
Als Teil der anarchosyndikalistischen Bewegung entstand 1920 der „Syndikalistische Frauenbund“. Milly Witkop war einer der Protagonistinnen, die nicht nur Arbeiterinnen, sondern auch nicht erwerbsfähige Frauen, Hausfrauen und Mütter organisierten. So lag der Schwerpunkt auf dem Reproduktionsbereich, das Private wurde politisch.
Die Menschheit kann im allgemeinen nicht frei werden, bevor wir Frauen frei sind. Und die Menschheit wird nur frei sein in einer Gesellschaft, die keine Lohnarbeit, keinen Geldbetrug und keine kapitalistische Ausbeutung mehr kennt. In dieser Gesellschaft wird es auch keine regierenden Männer mehr geben.
Eine solche Gesellschaft will der Syndikalismus errichten. Der Syndikalismus will an die Stelle der heutigen unhaltbaren Verhältnisse den Wohlstand für Alle setzen, indem alle Nichtstuer und alle Schmarotzer beseitigt und unmöglich gemacht werden
.“
Viele der syndikalistischen Männer sahen das etwas anders. Nicht nur, daß mehr Männer als Frauen bei den Treffen der Frauenbünde anwesend waren, sondern es wurde auch die Notwendigkeit dieser eigenen Organisierung in Frage gestellt.
Wenn auch 1925 formal anerkannt , lösten sich die meisten Frauenbünde ein Jahr später wieder auf.
Die „FAUD“ hatte da schon ihre Hochphase überschritten. Auch wenn ihre Mitglieder beim „Ruhraufstand“ eine wichtige Rolle spielten, konnte sich die FAUD nicht richtig durchsetzen. In dieser Zeit allerdings entstand eine lebendige, libertäre Bewegung, die sich in Jugendorganisationen, einer anarchistischen Föderation bis hin zu Kommunen und Siedlungen wider spiegelten. Hochburg der FAUD war das Ruhrgebiet, hier vor allem Dortmund-Mengende, wo sich über 1000 Menschen der Organisation anschlossen – vorwiegend Bergleute, erprobt in den autonomen Bergarbeiteraufständen zuvor – die dann auch die ersten Bataillone der „Roten Ruhrarmee“ aufstellten.
Am 13.März 1920 putschte der Politiker Kapp. Mit Unterstützung des Reichswehrgenerals von Lüttwitz und der Marinebrigade Ehrhardt marschierten sie mit rot-weiss-rotem Banner und Hakenkreuzen auf dem Stahlhelm auf Berlin zu. Die SPD Regierung verpisste sich
Die Arbeiter*innen jedoch reagierten mit Generalstreik und der „Roten Ruhr Armee“. Nach 5 Tagen flüchteten die Putschisten, doch die Arbeiter*innen legten die Waffen nicht nieder. Max Hölz rief in Plauen die „Räterepublik“ aus. Überall sollte nun doch die gescheiterte Novemberrevolution realisiert werden.
Das passte der nun wieder mutig gewordenen Reichsregierung überhaupt nicht.
Mit Hilfe der gestern noch verpönnten Freikorps von Kapp und Erhardt kämpfte nun die Regierung gegen die Arbeiter*innen.
Die Farbe hat gewechselt – nun schwarz-rot-gold – die Hakenkreuze blieben.
Am 3.April 1920 marschierten die nun Verbündeten erneut ins Ruhrgebiet. 18 Tage dauerte der Widerstand gegen sie. Am Ende herrschte das Standgericht der Freikorps.

 

(Musikvideo zu „1920″ -Grenzgänger )      https://youtu.be/1lHWxwIW__s
—- Originalmanuscript von Juli 2011 —
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(wird fortgesetzt: 2.Teil- Pilger und Schwarze Scharen )

Jul 25 2020

Polizei — brauchen wir nicht! Vorerst 13 Gründe für dich, nicht die Polizei zu holen ….

 Die Polizei zu rufen, führt häufig zu einer Eskalation der Situation, setzt Menschen Risiken aus und führt zu  Gewalt. Jedes mal, wenn du Hilfe von der Polizei suchst, lädst du sie in deine Community ein und bringst  Leute, die möglicherweise schon gefährdet sind, in eine schwierige Situation. Manchmal haben Menschen das  Gefühl, die Polizei zu rufen, sei der einzige Weg mit Problemen umzugehen. 

Dem ist nicht so. Wir können z.B.  vertrauenswürdige Netzwerke gegenseitiger Hilfe aufbauen, welche uns erlauben, Konflikte selber zu klären,  während wir die Polizei aus unserer Nachbarschaft heraushalten. 

 1. Fühl dich nicht verpflichtet, Eigentum zu verteidigen, insbesondere kein Firmeneigentum. Bevor du jemand  konfrontierst oder dich an die Polizei wendest, frag dich ob jemand durch die Sachbeschädigung oder den  “Diebstahl” verletzt oder gefährdet wird. Ist die Antwort nein, dann lass es sein
  2. Wurde dir etwas gestohlen und du brauchst eine polizeiliche Bestätigung für die Versicherung, kannst du  auf die Wache gehen, statt 110 zu rufen. Ansonsten setzt du möglicherweise versehentlich jemanden aus  deinem Umfeld einem Risiko aus. 
 3. Wenn du jemanden beobachtest, dessen Verhalten dir seltsam erscheint, gehe nicht davon aus, dass diese  Person öffentlich intoxiniert (z.b. betrunken) ist. Möglicherweise hat die Person eine traumatische  Hirnverletzung oder eine psychische Erkrankung. Frag ob es ihr gut geht und ob sie Hilfe benötigt.
 4. Siehst du jemand, der Probleme mit dem Auto hat, halte an und frag, ob Hilfe benötigt wird oder ob du  einen Abschleppwagen rufen sollst. Wird die Polizei in solchen Situationen hinzugezogen, kann sie der  Personen mit dem Autoproblem z.B. unnötige Strafzettel ausstellen. Personen die keine Papiere besitzen,  kann noch weit Schlimmeres passieren




  5. Speicher dir die Nummern von zivilen Hilfsdiensten wie Selbstmord-Hotline ein. Da die Wahrscheinlichkeit,  dass Menschen mit psychischen Erkrankungen von Polizisten getötet werden, 16 Mal höher ist, als bei  Menschen ohne psychische Probleme, solltest du die Polizei nicht rufen.
  6. Denk nochmal über deinen Impuls nach, die Polizei wegen Person zu rufen, deren Verhalten oder Aussehen  dir verdächtig vorkommen. Beeinflussen deren Geschlecht, vermeintliche Herkunft, sozialer Status oder  Wohnsitz-Situation dein Gefühl? Solche Anrufe können Todesurteile für Menschen sein.
  7. Ermutige Lehrer*innen, Mitarbeiter*innen und Organisator*innen, die Polizei nicht in Klassenräume,  Arbeitsplätze und öffentliche Räume einzuladen. Versuch stattdessen, ein Umfeld und eine Kultur zu  schaffen, in der die Menschen gegenseitig aufeinander achten und sich nicht unabsichtlich in Gefahr  bringen. Bist du Teil einer Gruppe, die Kundgebungen oder Demonstrationen abhält, beantrage nach  Möglichkeit keine Genehmigung und arbeite auch sonst nicht mit der Polizei zusammen.


 8. Veranstalten deine Nachbarinnen eine Party und der Lärm stört dich, geh rüber und sprich mit ihnen. Ist  dir das zu viel, frag deine anderen Nachbar*innen nach Hilfe.
  9. Siehst du jemanden öffentlich urinieren, guck einfach weg. Bedenke, dass viele Obdachlose keinen Zugang  zu Toiletten haben
 10. Veranstaltet, je nach deinem Kenntnisstand, Konfliktlösungs-, Erste-Hilfe-, Sanitäter-, oder  Selbstverteidigungs-Workshops in deiner Nachbarschaft, Schule, am Arbeitsplatz oder in deinem sonstigen  Umfeld, oder nimm an solchen Teil!

  11. Street Art ist großartig! Melde keine Graffiti oder andere Straßenkünstler. Siehst du Dinge, die faschistoides  oder anderweitig diskriminierendes Gedankengut enthalten, male sie alleine oder mit Freundinnen über.
  12. Denk daran, dass die Polizei häusliche Gewalt weiter zum Eskalieren bringen kann. Biete Freundinnen und  Nachbarinnen die Opfer von Misshandlungen werden, Unterstützung an, indem du ihn z.B. einen  Rückzugsraum und eine Bleibe, eine Fahrt zu einem sicheren Ort oder die Betreuung ihrer Kinder  ermöglichst. Nutze öffentliche Ressourcen, wie sichere Häuser und Hotlines
 13. Bedenke, dass wenn du die Polizei rufst, um irgendetwas zu melden, es bedeuten kann, dass du als Zeugin  vor Gericht erscheinen musst – und dort mit Pech auch noch von der Zeug*in zur Täter*in gemacht wirst.

  Besser als 110 z. B. bei Gewalt gegen Frauen: 08000 116 106   Notfallseelsorge (auch Suizidprävention): 1110111  Nummer gegen Kummer (für Jugendliche): 116111

Danke an das May Day Collective und Solidarity & Defense für den Originaltext!  Keine Polizei, keine Probleme. 1312.  Vorträge zu politischen Narrativen: @pupsbakunin 🐦 Für #1WeltOhnePolizei


Jul 25 2020

Hello world!

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