Rechte Anarchisten und „Anarchofaschisten“ – von Gobineau zu den Identitären .. 

 

Wer sich heutzutage nicht alles als AnarchIstin bezeichnet/bezeichnen lässt. Das beginnt bei den AltGrünen wie Cohn Bendit über Autonome, sogen. „AntiDeutsche“, Strafrechtsfeministinnen und InsurgentInnen bis hin zu Mitgliedern von Parteien der autoritären SozialistInnen. Alle sehen sich mehr oder weniger nahe bei den AnarchokommunIstinnen,beim Anarchosyndikalismus mit klarer Positionierung gegenüber Rechten und FaschistInnen.
 
Dabei gib es schon seit dem 18.Jahrhundert eine Bewegung, die „Anarchismus der Rechten“ genannt wird, die sich durchaus von den Ideen bzw. Denkern oben genannten Anarchismus beeinflusst fühlt.
 
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1. Rechte Anarchisten
 
 
„Hier, am Ende des 18. Jahrhunderts, in den späteren Stadien des Ancien Régime, bildete sich ein Anarchism de droite, dessen Protagonisten für sich eine Position“ jenseits von Gut und Böse „behaupteten, ein Wille,“ wie die Götter „zu leben. und keine moralischen Werte außer persönlicher Ehre und des Mutes anerkannte. Die Weltanschauung dieser Libertins war eng mit einem aggressiven Atheismus und einer pessimistischen Geschichtsphilosophie verbunden. ..(Sie) hielten den Absolutismus für eine Ware, die sich bedauerlicherweise den Prinzipien des alten Feudalsystems widersetzte und nur dem Wunsch des Volkes nach Wohlstand diente. „Francois Richard
 
 
 
 
 
 
Dieser „rechter Anarchismus“ ist eine individuelle elitäre Revolte gegen die jeweils eingesetzten Mächte, im Namen aristokratischer Prinzipien, gegen die Demokratie, ethische Normen, gegen Egalität. Die vorhandene Gesellschaft wird als dekadent empfunden. Personen wie Arthur de Gobineau später auch der Schriftsteller Luis Ferdinand Celine oder auch Henry de Montherlant gaben dem „rechten Anarchismus“ in Frankreich Profil.Für sie war jede Regierung eine Verschwörung gegenüber dem höheren, dem überlegenen Individuum.
 
Der Mensch ist das böse Tier par excellence. … (Gobineau)
 
Joseph Arthur de Gobineawar ein französischer Diplomat und Schrifsteller. Er ist vor allem bekannt durch das Machwerk „Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen“. Für ihn entsteht durch Rassenmischung der Zerfall der Gesellschaft, allenfalls die weisse Rasse sei allen „intelligenzmässig überlegen.“ Der Fetisch Intelligenz zieht sich als Autoritätsargument durch die folgenden Jahrzehnte und wird auch heute wieder/noch zum Beispiel von Thilo Sarrazin benutzt, der mir beim Lesen von Gobineaus Aufteilung der Rassen immer wieder in den Sinn kam.Und auch bei Gobineaus Aufstellungen der „sinnlichen“ Überlegenheit der (hier) „Schwarzen“ tauscht Sarrazin sie eigentlich nur gegen die „Muslime“aus.
 
 
 
 
 
 
Die mit dem rechten Anarchismus verbundenen Traditionen und Ideologien finden sich ausserhalb Frankreichs bei den Vertretern der so genannten „Konservativen Revolution“, eine Entwicklung, die sich unter rechten Intellektuellen in Europa manifestierte. Gabriele d‘ Annunzio sei hier genannt oder auch Stefan George in Deutschland. Regelrecht überstrahlt werden diese jedoch von Ernst Jünger, der in seinem Roman „Eumeswil“zum ersten Mal die Bezeichnung „Anarch“ verwendete und sich dabei auf Max Stirners Konzeption des“Egoisten“ berief.
 
Der „Anarch“ ist die weiter entwickelte Figur des „Waldgängers“, die Jünger in dem zuvor geschriebenen Essay „Der Waldgang“ entworfen hatte.
 
 
Der „Waldgänger“ ist so erfindungsreich
den kollektiven Mächten auszuweichen, so aktiv
ihnen Abbruch zu tun. Man hat ihn zuweilen einen geistigen Partisanen
genannt, der seinen Krieg gegen den Kollektivismus auf eigene Faust, Gefahr
und Verantwortung führe. Er will vor keinen Tatsachen kapitulieren,
er ist der Aufständige, Rebell in Permanenz.
 
Er ist der europäische Intellektuelle,
der seine letzte Zuflucht nur noch in der Verwegenheit findet,
sich in jedem Augenblick aufs Spiel zu setzen. Indem er dies tut, ist er
Mann des Widerstandes. Als Mann des Widerstandes ist er der Beschirmer
des Wesentlichen und Eigentlichen, der ewigen Werte, der unvergänglichen
Substanz, des Urgrundes, dem das Echte und Belebende entsteigt.
 
Die kollektive Macht ist demgegenüber die Verfolgerin und Verderberin
aller Schätze menschlicher Tiefe; sie verflacht den Menschen zu einem verödeten
Schablonen-, Normen- und Maschinenwesen. In der „Einsamkeit
des Waldes“ rettet der Waldgänger nicht nur diese hohen menschlichen
Güter; er verteidigt sie und im Bewußtsein seiner Sendung verlernt er die
Angst vor dem Leviathan, der erbarmungslos alles zertreten möchte, was
nonkonformistisch ist….“ (aus: Ernst Niekisch Grundlagen zum „Waldgang“)
Dieser Charakter des „Waldgängers“ wird gerne heutzutage bei Veranstaltungen mit z.B. Sarrazin herausgestellt.
 
Ich bin sehr zufrieden, dass wir Waldgänger uns jetzt mal sozusagen um eine Feuerstelle versammeln, und es gibt, dass weiss ich, in jeder Stadt kleine Klüngel von Waldgängern, es ist eine Pionierstimmung im Land, dass die Unternehmer, die Ärzte, die Anwälte und die Notare und auch hoffentlich die „normalen“ Leute sich zusammenfinden und beraten,wie können wir etwas für unser Land tun. Unabhängig davon ob wir der AFD angehören.. wir müssen aus dem Wald gemeinsam herausgehen damit dieses Land das bleibt, wofür wir es lieben“ ( Krah)
 
 
 
 
 
 
Doch erst einmal zurück zu Ernst Jünger und der Figur des „Anarch“.
Der Anarch ist mehr in sich selbst konsolidiert und der anarchische Zustand ist ein Zustand, der jeder Mensch in sich trägt..er wird nur korrigiert durch die Widerstände von aussen.. ..als Anarch bin ich entschlossen, mich auf nichts einzulassen, nichts letzhin ernst zu nehmen, allerdings nicht auf nihilistische Weise, sonder eher als ein Grenzposten“(Jünger).
 
Er mag vordergründig seinen Dienst tun (loyal sein), aber wenn es zum Letzten kommt, verlässt er sich nur auf sich selbst und seine Tatsachen.
Er kämpft allein als Freier, dem es fern liegt, sich dafür aufzuopfern, dass eine Unzulänglichkeit eine andere ablöst“.
 
Während die (sozialen) Anarchist*innen um die Freiheit für alle ringen, ist für den Anarch die Freiheit sein Eigentum, ist deren „Eigner“
 
.. die »Freiheit« ist und bleibt eine Sehnsucht, ein romantischer Klagelaut, eine … Hoffnung auf Jenseitigkeit und Zukunft; die »Eigenheit« ist eine Wirklichkeit, die von selbst gerade soviel Unfreiheit beseitigt, als Euch hinderlich den eigenen Weg versperrt.
Die Freiheit lehrt nur: Macht Euch los, entledigt Euch alles Lästigen; sie lehrt Euch nicht, wer Ihr selbst seid. Los, los! so tönt ihr Losungswort, und Ihr, begierig ihrem Rufe folgend, werdet Euch selbst sogar los, »verleugnet Euch selbst«.
Die Eigenheit aber ruft Euch zu Euch selbst zurück, sie spricht: »Komm zu Dir!« Unter der Ägide der Freiheit werdet Ihr Vielerlei los, aber Neues beklemmt Euch wieder: »den Bösen seid Ihr los, das Böse ist geblieben«.
Als Eigene seid Ihr wirklich Alles los, und was Euch anhaftet, das habt Ihr angenommen, das ist eure Wahl und euer Belieben. Der Eigene ist der geborene Freie, der Freie von Haus aus; der Freie dagegen nur der Freiheitssüchtige, der Träumer und Schwärmer…“ (Max Stirner)
Der rechte Anarchist zieht seine Revolte in einer kompromisslosen inneren Freiheit, „Es geht nichts über mich. Dieses „Ich über alles „ begründet sein Wesen.
 
 
 
 
 
So erscheint der rechte Anarchismus dem individualistischen Anarchismus sehr nahe; ohne mit ihm gleich gesetzt zu werden.(Zu den inhaltlichen Unterschieden sei auf entsprechende Literatur verwiesen).
 Auch wenn für beide das rebellische (hier: männliche) Individuum im Zentrum steht, das sich gegen eine repressive und entfremdete Gesellschaft aufbegehrt, verteidigt der rechte Anarchist sogenannte moralische Werte, die er eisern verteidigt (Ehre, Pflicht usw.) verteidigt gegen eine Gesellschaft, die eben diese Werte negiert oder „verdreht“. Er hält gegen die „Eitelkeit“, die „menschliche Dummheit“ deren Degenerierung ja Animalität den Geist dagegen, den Respekt für seine als einzig richtig erkannten Werte. Diese individuelle Rebellion empfindet Ekel gegen diesen „Konformismus der Massen“, lehnt sie als Manipulation durch selbsternannte Intellektuelle ab, lehnt sich gegen die „Unterdrückung der Mehrheit“ auf.Das politische System ist für ihn instabil, korrupt und ineffizient.
Allein gegen alle, aber stolz, ist er ein Wolf unter den Hyänen.
Die Republik ? „Das göttliche Recht der Mittelmässigkeit“ (Leon Bloy), die Demokratie „gibt Idioten die Macht, die Intelligenz zu ersticken“ (Michel Micberth).
 
 
 
Die rechten Anarchisten hatten keine praktischen Programme. Aber es gab und gibt Hinweise, den Anarchismus oder besser einzelne Ideen des Anarchismus mit rechten Ideen zu verbinden und dahingehend zu interpretieren. Hier seien der Syndikalismus erwähnt, der durch den Einfluss von Georges Sorel zum Rechtssyndikalismus um interpretiert wurde sowie die Freiwirtschaft (*)
Exkurs: Georges Sorel
Georges Sorel (1847-1922) war kein Aktivist, sondern ein französischer Sozialphilosoph und wird als „Vater“ des Syndikalismus angesehen. Er hat sich selber als Sozialist bezeichnet, ohne sich irgendwo engagiert zu haben. Für Sorel war Frankreich durch willkürliche Herrschaft einer intellektuellen Minderheit der „Dekadenz“, dem „Untergang“ verfallen. Er setzte in seinen Schriften dem einen „revolutionären Aktionismus“ dagegen, der durch den Mythos der Gewalt eine proletarische Gesellschaft erzeugt. Diese Gewalt sieht Sorel als ein Schlachtenbild, wo die „Arbeiterklasse“ durch ihren Kampfgeist soldatische Tugend zeigen wird: Mut, Tapferkeit, Selbstbeherrschung und Opferbereitschaft.Konkret war für ihn diese herzustellende kriegerische Auseinandersetzung von Seiten des Proletariats durch den „Generalstreik“ herbeizuführen, der den Arbeitern dann auch das Recht zugesteht, Gewalt einzusetzen.
Dieses Schlachtengebilde, dieses fast Verherrlichen eines „würdevollen Krieges“, welches heroische männliche Gefühle und Instinkte weckt, der Krieg der für Sorel „eine schöpferische Kraft“ hat, weckt natürlich auch die Interessen nationalistischer Bewegungen. So bezeichnete Mussolini Sorel denn auch einen „Lehrmeister“, dem er am meisten verdanke.
Sorel hat sich in seinem Hauptwerk „Über die Gewalt“ wenig Gedanken gemacht, was denn nach diesem „Krieg“ geschehen soll, er sprach eher bildnismässig von „Gemeinschaft“. Für ihn ging es eigentlich nur um die „Mobilisierung emotionaler Kräfte“ Der Generalstreik sollte eine große Reinigung bringen und alles beseitigen, was er, Sorel, verachtete: die Reformer, die Intellektuellen..die Demokratie…“Demokratie zerrüttet die Moral, verherrlicht die Fleischeslust und weckt den Durst nach persönlicher Macht“
 
 
 
Sorel war es eigentlich auch egal, ob der „Generalstreik“ wirklich machbar war. Ihm ging es allein um die Emotionen, die dabei frei würden. Der Kampf als Antagonismus beim Menschen. Aber in der Wirklichkeit der Arbeiter ging es um Verbesserung der Lebens-und Arbeitsbedingungen und kaum um die Utopie einer proletarischen Gesellschaft und Sorel und seine Jünger verloren dann auch das Interesse an dieser „trägen dekadenten Arbeiterklasse“, ja, nannten die Arbeiter Verräter, die sich ihrer historischen Aufgabe ja überhaupt nicht bewusst sei.
Der Klassenkampf sei eine Chimäre, ein Trugschluss, der Kampf der Klassen sei nun durch den Kampf der Nationen (als Gemeinschaft der produktiven (nun) Italiener) zu ersetzen. Ein neuer Mythos müsse her, behaupteten nun seine Jünger. Der Krieg nun zwischen den Nationen, das Proletariat habe versagt, der „revolutionäre Krieg“ beginnt.
Sorel sympatisiert zeitweise mit der nationalistischen Action Francaise, begeistert sich für die Idee eines Führers, um sich dann den russischen Bolschewiki zuzuwenden. In der Verbindung von „nationalen und sozialen Mythen“ sah er dort den „revolutionären Krieg“ verwirklicht, sah eine Vision von sozialer und nationaler Befreiung gleichzeitig.
(*) (Zu Silvio Gesell und seiner Freiwirtschaftslehre wird heftig diskutiert ja gestritten.. zu diesem Thema („Markwirtschaft ohne Staat“) mit all seinen Verästelungen bis in die heutige Wirtschaftspolitik (Negativzinsen der EZB bzw. Schwundgeld bei Gesell) ) gibt es genügend Literatur und entsprechende Pro-und Contrastimmen… bis hin zu Vertretern des „Anarchokapitalismus“ … bekannte Publizisten aus dem sich „anarchistisch“ nennenden entsprechendem Milieu sind neben Gerhard Senft der Shooting Star der bürgerlichen Medien: David Graeber, dessen Freiheitsbegriff sich z.B. auf eine Optimierung der Markwirtschaft konzentriert.)
2. Mutter Erde
In vielen Regionen der Welt ist jedoch die Idee einer kollektiven, an den Ort gebundenen Identität, die auf der Gemeinsamkeit von Kultur, Sprache und Geist basiert, fragwürdig geworden, wenn Jahrhunderte des Kolonialismus und der Immigration multikulturelle Bevölkerungen hervorgebracht haben, die in dieser Hinsicht wenig gemeinsam haben. Können Anarchisten eine andere Art von Zugehörigkeit oder Zusammengehörigkeit definieren, die auch mit ihren allgemeinen politischen Vorstellung übereinstimmt?  Die Idee des Bioregionalismus scheint hier einen alternativen Ansatz zu bieten „(Uri Gordon)
 
 
Der Staat holt sich seine Berechtigung über das gesellschaftliche Leben, dieses legitimiert ihn stetig durch eine bestimmte tägliche öffentliche Ordnung, die sich z.B. durch Flaggen, Name, Territorium und eine festgelegte Umgangssprache zeigt und hat solange Bestand, wie sie von den entsprechenden Bürger*innen getragen wird. Diese Legitimation gibt den Bürger*innen über den „Rechtsstaat“ u.a. inneren Frieden, Justiz und Wahlen.
Für Etatisten sind solche Herrschaftsverbände „natürliche Gebilde“, die sich aus Familien, Stämmen zu Dörfern, Völkern und Nationen entwickelt haben.
 
Für die Anarchist*innen ist der Staat Zentrum der Macht („Gewaltmonopol“), der für sie aus der Entfremdung der Natur entstand und entwickeln die Utopie einer staatenlosen Gesellschaft, ausgedrückt durch Kollektive, Genossenschaften und Syndikate. Manche beziehen sich dabei auf natürliche und spirituelle Ursprünge. Die Ökoanarchist*innen z.b. kritisieren auch die herrschenden Machtverhältnisse und wollen diese auch abgeschafft sehen. Sie sehen das gemeinsame Leben in Kommunen und Ökodörfern und einer autarken bioregionalen Wirtschaft.
 
Denk global, handele lokal“ ist ein ziemlich bekannter Slogan und versteht sich als Alternative zur heutigen Wirtschaftsgesellschaft. Gemeint ist die Unterstützung und Förderung natürlich vorgegebener Bioregionen. „Mutter Erde“ soll wieder befreit werden, in dem der Mensch den ihm/ihr vorgegebenen Platz in der bioregionalen Gemeinschaft einnimmt. Hier kommt dann z.b. den Frauen eine entsprechende Rolle zu, stellen sie doch durch die „Funktion der Fruchtbarkeit“ die Grundstütze der angestrebten Einheitlichkeit zwischen Mensch und Natur dar. Im Bioregionalismus werden z.B. geographische, klimatische und naturräumliche Eigenarten berücksichtigt und stellen sich damit bewusst gegen Staaten, die durch“ihre rücksichtslose Politik gegen die Natur“einen „ökologischen Kollaps“ produzieren(Anthropozentrismus*). Es geht eher darum die natürlichen und auch kulturellen Ressourcen der jeweiligen Region für den täglichen aber auch künftigen Nutzen zu erhalten.
 
 
 
 
 
 
 
Die Priorität der bioregionalistischen Perspektive stellt eine tiefe Beziehung zwischen den Pflanzen, Tieren, Insekten, dem Klima, den geographischen Bedingungen mit dem Geist des Ortes, den wir bewohnen….Grüne Anarchie kämpft gegen die auf die Menschen zentrierten Ideen und Entscheidungen für eine demütige Hochachtung für jegliches Leben und jeglichem Ablauf der uns tragenden Ökosysteme.“ (**)
Irgendwie soll bei solchen Worten wohl durch diese ganzheitliche Wahrnehmung der jeweiligen Region ein neues Bewusstsein für Heimat entstehen.
Durch Selbst-Fortpflanzung: Anerkennung des Rechts jeder Gattung auf ihren Standort, auf Heimat und auf ihren Platz in der Gemeinschaft.. (Berry)
 
Auch sie lehnen die Massengesellschaften ab:
 
Bioregionalisten sind überzeugt, das die Zerstörung bioregionaler Identität mit gleichzeitiger Einebung kultureller und ethnischer Unterschiede zu einer globalen Vermassung in einer seichten, von den großen kapitalistischen Zentren beherrschten Einheitzivilisation führt, die wurzellose, heimatlose und in letzter Konsequenz nicht mehr verantwortungsfähige Menschen erzeugt“. 
 
und plädieren für ein anderes Bezugssystem, das auf eine radikale Dezentralisierung setzte, wo
 
jede Gruppe selbständig und selbstentscheidend lebt, frei und offen“ durch entsprechende bioregionale Lebensgemeinschaften. Durch die (Wieder)Verbindung mit der Erde und dem (wieder)Entdecken der „Intuition“ plädieren sie für die „Verwilderung“ ihres Lebens. „Wieder wild zu werden ist der Vorgang der Entzivilisierung, der eigenen Heilung und der uns Nahestehenden“.
 
Zitieren wir noch mal kurz Gugenberger/Schweidlenka: „….die Zerstörung bioregionaler Identität mit gleichzeitiger Einebnung kultureller und ethnischer Unterschiede zu einer globalen Vermassung…erzeugt heimatlose nicht mehr verantwortungsfähige Menschen“
 
und an anderer Stelle:
 
Bioregionalismus ist eine explosive Widerstandskraft gegen die moderne kapitalistische Mobilität
.. Bioregionalismus steht gegen den Ausverkauf der Heimat“
 
Darauf lässt es sich aus rechtsradikaler Sicht glänzend andocken.
 
 
 
 
 
Umweltschutz ist Heimatschutz“ war mal ein Slogan der NPD.
Jedem Lebewesen, jeder Gruppe sind also bestimmte autonome Lebensräume zugewiesen, die als „natürliche Gemeinschaften“ nach dem Kollaps der (zentralistischen) Zivilisation entstehen werden in dem Versuch, die „Mutter Erde“ wieder in gewesene Bioregionen herzustellen. Menschen aus anderen „Lebensräumen“ haben da, weil keine „gewachsene Einheit“ bzw. durch ihre „kulturelle Verschiedenheit“ keinen Platz.
 
Diese „kulturelle Differenz“ findet sich dann auch in der Ideologie der heutigen Rechten als Abwehrreaktion auf die Migration. Hier taucht dann der Name von De Benoist auf, ein französischer Denker der neuen Rechter, der diese „kulturelle Vielfalt“ Ethnopluralismus nennt.
 
Unter Ethnopluralismus verstehen wir die Vielfalt der Völker, wie sie sich über Jahrtausende entwickelt hat. Wir setzen diesen Begriff bewusst als positiven Gegenentwurf zur heutigen One-World-Doktrin ein, um zu verdeutlichen, dass eine rücksichtslose globalistische Entgrenzung diese Vielfalt bedroht. Es gibt ein Recht auf Verschiedenheit. Jede Ethnie hat das Recht, ihre Kultur, ihre Bräuche und Traditionen, also ihre ethnokulturelle Identität, zu erhalten… Ethnopluralismus bedeutet lediglich: bewahren, nicht zerstören; Unterschiede wertschätzen, nicht nivellieren. (Identitären)
Berührungen zwischen den verschiedenen Ethnien wird abgelehnt, weil so die einzelnen „Völker“ durch „Vermischung“ ihre jeweilige Einzigartigkeit verlören. Der Ethnopluralismus respektiere die Gleichwertigkeit von „Rassen“ und „Kulturen“ und wehrt sich gegen einen „Antirassismus“, weil dieser auf der These der Gleichheit den verschiedenen Kulturen ihre Identität raube.
Hier wieder der Widerstand gegen die „Massengesellschaft“, der Austauschbarkeit des Individuums, die zu deren Zerstörung führe.
Ich glaube dass diese Vielgestaltigkeit den Reichtum der Welt ausmacht und der Egalitarismus dabei ist, sie zu zerstören“ (De Benoist).
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((*) Anthropozentrismus: Der Mensch steht im Mittelpunkt, ihm alleine wird ein „Eigenwert“ zu geschrieben…anderer Begriff „Speziesismus“.)
 
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What is Green Anarchy? An Introduction to Anti-Civilization Anarchist Thought and Practice“,
 
 
 
3. Lebe wild und gefährlich: Tribaler Anarchismus und Anarchofaschismus
 
 
 
Die Revolte gegen zentrale Mächte, gegen den Staat oder auch gegen die Gleichschaltung und Gleichheit der Massen und die Hinwendung zu alternativen Gesellschaftsformen in Kollektiven, Dörfern , Bioregionen, Stämmen usw. kann auch unter dem Begriff „Tribalismus“ bzw. Neo-tribalismus gesehen werden.
 
Der Neotribalismus wird oft hierzulande mit dem „Kommunitarismus“ verglichen, wobei letztere allerdings nicht auf eine komplette „Entstaatlichung“ verzichten will. Diese begreift sich eher als „Selbstheilungskräfte der vielfältigen Gemeinschaften“ und die Selbstorganisation der jeweiligen Bürger*innen.
Was in der Familie getan werden kann, sollte nicht einer intermediären Gruppe übertragen werden. Was auf lokaler Ebene getan werden kann, sollte nicht an den Staat oder die Bundesebene delegiert werden“ (Vorländer)
In Europa, vor allem in Spanien und auch in Deutschland, wird dies durch den „Munizipalismus“ der autoritären Linken ausgedrückt.
 
Beim Neotribalismus dagegen spricht z.B. der Ökoanarchist John Zerzan von einem „gesunden Stammesleben“(s.o: Green Anarchy)
Neotribalismus meint, das die Menschen sich nur in den „archaischen Lebensstilen“ glücklich fühlen können.
In den USA z.B. leben ca 500 anerkannte Indianerstämme als „souveräne Nationen“
 
 
 
 
Der Tribalanarchismus (*) fördert die selbstorganisierte kollektive Aktion lokaler Gemeinschaften, die sich in einer ethnischen und kulturellen Identität organisieren und sich für ein ökologisch nachhaltiges Leben einsetzen.
Während es innerhalb eines Staates die Individuen als Gefangene, ihrer „Selbstgenügsamkeit(Unabhängigkeit)“ beraubt werden, in dem sie in totaler Abhängigkeit zu diesem gebracht werden, besteht im Anarchismus das Ziel, dieses Sklavendasein aufzuheben und durch die gegenseitige Selbstgenügsamkeit aller ihrer Mitglieder zu ersetzen.
Kapitalismus und Kommunismus wird jeweils von Unternehmen oder zentralistischen Gruppen kontrolliert. Der Anarch dagegen motiviert die Menschen zur Selbstproduktion, gibt ihnen dadurch die Macht zurück, ihre eigene Infrastruktur, ihren Handel und Produktion nach eigenem Ermessen zu schaffen.
Was ist nun mit dem Begriff „TribalerAnarchismus“oder“Stammesanarchismus“ gemeint? Nun im Stammesanarchismus wählt der Einzelne seinen Stamm und seine Werte, die er dann mit anderen teilt…..“
 
 
 
 
 
..“ Der Stamm ist meine Familie. Sie kommen zuerst, dann die Nachbarn und die Menschen, die meine Werte und Überzeugungen teilen. Diese Überzeugungen haben mit unserem Blut, unseren gemeinsamen Vorfahren, dem genetischen Gedächtnis und Zielen für die Zukunft zu tun mit Ehre und Integrität. Mein Blut fliesst durch meinen Sohn,wie das Blut meines Vaters durch mich fliesst und so fliesst das Blut meines Vaters durch einen Sohn. Das geht alles auf den Ursprung , alle Erinnerungen an Triumphe und Kämpfe sind in unserer DNA.
Aber der Stammesanarchismus basiert auch auf der Souveränität der jeweiligen Gruppe. Wenn Stämme sich bilden, erschaffen sie sich ihre eigene einzigartige Kultur, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Dadurch sind die Kulturen jedes Stammes unterschiedlich, womit eine nahezu unpassierbare Kulturgrenze geschaffen wird. „
 
Da ist er wieder, der“Ethnopluralismus“ eines de Benoist, aber auch eines Carl Schmidt, der schon in den 2oerJahren von einem Pluriversum gleichberechtigter, in sich (relativ) homogener Völker .“ schrieb.
 
Jede wirkliche Demokratie beruht darauf, daß nicht nur Gleiches gleich, sondern, mit unvermeidlicher Konsequenz, das Nichtgleiche nicht gleich behandelt wird.  Zur Demokratie gehört also notwendig erstens Homogenität und zweitens – nötigenfalls – die Ausscheidung oder Vernichtung des Heterogenen.
 
* Die einzig bekannte „tribalanarchistische“ Gruppe in Deutschand war wohl die Kurpfälzische Untergrund Befreiungsarmee“(K.U.B.A), dessen letzter Eintrag am 3.10. 2016 nachzulesen ist
 
 
 
 
 
 
 
Deshalb bin ich ein großer Fan von Tribalismus auf alle mögliche Art, sei es religiöser Tribalismus (*) oder rassistischer Tribalismus oder was auch immer. Ich denke, wenn wir in kleineren Gruppen aufbrechen, definieren wir so Kultur, weißt du, so kannst du die Grenzen setzen. “ (Jack Donovan).
 
Jack Donovan, Autor einiger Bücher (darüber später mehr) prägte den Terminus“Anarchofaschismus“, wobei er die beiden Begriffe „Anarchismus“ und „Faschismus“ geschickt uminterpretiert und ihnen eine sehr eigene Bedeutung gibt.
 
 
 
 
 
 
 
                                                         (Fahne der „Anarchofaschisten“)
 
 
 
 Donovan sucht nach dem „ursprünglichen Geist“ der „Eternal Anarchy“(**), dessen Wurzeln im alten Italien liegen, im Symbol der „Fasces… die gebundenen Stäbe der Fasces symbolisieren Stärke und Autorität eines einheitlichen (männlichen) Kollektivs.
Das ist seine „primitive“ Anziehungskraft.
 
 

(**) s. Milton: Das verlorene Paradies

 
 
 
 
 
 
Donovan vertritt hierbei einen „männlichen Tribalismus“, dem Absterben des Staates stellt er eine kraftvolle Graswurzelbewegung entgegen, die in der Lage sei, das Chaos nach dem Zusammenbruch zu ordnen. Diese Bewegung sieht er in dem männlichen Rebellen, den Banden, die die Traditionen des „Wilden Westens“ wiederentdecken.
In diesem gescheiterten Zustand kehren wir zurük zu den Regeln des Wilden Westen und Amerika wird wieder ein Ort für Männer – ein Land voller Versprechen und Möglichkeiten, wo Mut und Ideen belohnt werden, ein Ort, wo Männer die Welt neu starten können…. Wahre Stammeseinheit kann nicht von oben aufgezwungen werden. Es ist ein organisches Phänomen…
 
 
 
 
 
Deshalb ist laut Donovan der „echte, primitive“ Faschismus eine basisnahe und verzweigte Stammesbewegung.
 
Tiefgreifende Einheit kommt von Männern, die durch ein rotes Band des Blutes zusammengebunden sind.Dieses Blut wird zum Blut des Erbes und der Pflicht, die die Familie, den Stamm, die Nation verbindet.Die Fasces fangen die männliche Vorstellungskraft ein, weil sie den vereinten Willen der Menschen zu symbolisieren scheint. Freie Assoziation – oder das Entwickeln dazu – ist der Unterschied zwischen freien Männern und Sklaven….
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Für Donovan sind die elementaren Werte dieser freien Männer:Stärke, Mut, Können und Ehre.Eine gleichmachende so genannte universalistische Moral bedroht die Männlichkeit und die Abwehr und der Schutz ist die „Gang“.
 
 
 
Die Fasces beschreiben die Entstehung von „uns“, „unseres Teams“, „unserer Kultur“, „unserer Ehre“ – der Bildung einer kollektiven Identität. Neue, reine Krieger-Banden können nur in anarchischer Opposition gegen die korrupten, feministischen, anti-tribalen, degradierten Institutionen der etablierten Ordnung auferstehen. Die Menschheit kann nur durch die Zerstörung ihrer Zukunft und die Schaffung neuer Zukunft für neue oder wiedergeborene Männerstämme neu gegründet werden. Für den Konservatismus ist es zu spät. Für die Mehrheit der Männer bleiben nur besetzte Strukturen und leere Gesten übrig.“(*)
 
(*) Donovan: „Anarcho-Fascism“
 
 
 
 
 
 
 
 
Unter dem Deckmantel der „freien Allianz“ und ähnlicher anarchistischer Vorstellungen verstecken sich eine rein männliche Denkweise, Frauenfeindlichkeit… auf der anderen Seite eine Idealisierung der Bande als die wahre Gemeinschaft für „echte Männer“ und die Ablehnung ja Bekämpfung jeglichem Gleichheitsbestrebungen, Idealisierung des Chaos und der Barbarei auf den Ruinen der „degenerierten Zivilisation.“

.Die ganze gegenwärtige Krise rührt her von dem sich verstärkenden Widerspruch zwischen der Idealvorstellung des abstrakten universalen Menschen (mit der Atomisierung und Entpersönlichung der sozialen Beziehungen als Folge) und der Wirklichkeit des konkreten Menschen, für den die sozialen Beziehung weiterhin auf Gefühlsbindungen und Nachbarschaftsbeziehungen gründet (mit Zusammenhalt, Konsens und gegenseitigen Verpflichtungen als Folge) …(De Benoist)
 
Donovan argumentiert deshalb, dass nur kleine tribale Identitäten zur Menschheit zurückkehren können.Das heisst auch eine Abgrenzung nach aussen, den Fremden. Ihnen gehört keine Solidarität und keine Erklärung. „No apologies, no Arguments, No Explanations.“
 
Der Antaois Verlag hat „The way of Men“ und „Become a Barbarian“ in deutscher Übersetzung auf den Markt gebracht. Für die „Identitären“ ist Jack Donovan ein wichtiger Theoretiker, der fast frenetisch gefeiert wird.Ist doch die Rolle der „Frau“ bei ihm klar geregelt.Möglichst auf eine Funktion, die der „Fortpflanzung“… ist doch jeder weitergehende Anspruch von Frauen für das „Riesendilemma der Gleichmacherei“ und der Schwächung des (identitären) Mannes mitverantwortlich, gegen die der Mann sich verteidigen muss – auch mit Gewalt.“Keine Rechtfertigung, keine Erklärung“
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Aber es sind nicht nur die wie in die USA oder auch hierzulande weissen Nationalisten,die Donovan favorisieren und kaum bis selten die „weissen alten Männer“, nein, die Begeisterung für das „Wiederentdecken des (ursprünglich) Männlichen“ erfasst auch urbane Mittdreissiger hierzulande und lässt sie jubilieren:
 
 
 
 
„...das geilste Buch, was ich seit langem zum Thema gelesen habe. Donovan fordert uns auf uns unserer traditionellen Männlichkeit zu stellen, in einer Gang rauszugehen, zu jagen und zu kämpfen, diese Gang ist wichtig für die Abgrenzung, das „Wir gegen die“, sonst werden wir nur zu Einzelkämpfern, jeder gegen jede, die Gang bietet uns den Halt und das finden wir auch in der Musik, im Rap….“ (aus einer YouTube Rezesension).
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dieses Denken bedeutet im Alltag: Die Männerbande nimmt sich einen „legitimen „Anspruch auf Erfolg, Macht, Kontrolle – befindet sie sich doch in einem „gerechten Krieg“. Die Gang, der Stamm, der Erhalt und die Weitergabe der „Blutlinie“ gegen den Verlust der Identität durch eine degenerierte „Demokratie“ erlaubt sich für alles Erlittene, nun wieder Entdeckte zu rächen, an dem Fremden, den Frauen und alles „Verweichlichte“ dieser zum Untergang verdammten Gesellschaft.
 

*
(Zusammengetragen von : G.S:/O.W.)


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