Wie gehen anarchistische Gesellschaften mit Pandemien um?

 

Die „Koronakrise“ ist vor allem eine Krise des gegenwärtigen Wirtschaftssystems: Profitorientierte Gesundheitssysteme führen zu hohen Todeszahlen und staatliche Eingriffe sind notwendig, um einen wirtschaftlichen Zusammenbruch zu verhindern. Lasst uns also sehen, wie freiheitliche, anarchistische Gesellschaften mit einer Pandemie umgehen würden.
 
Es gibt verschiedene Versionen anarchistischer Theorien. Ihre gemeinsame Grundlage ist die Liebe zur Freiheit und Solidarität. Das Folgende ist keine Blaupause für eine anarchistische Gesellschaft, sondern eine Inspiration für Möglichkeiten..
 
 
 
 
 
Erstens besteht in anarchistischen Gesellschaften ein geringeres Risiko für eine Pandemie, weil der Bedarf an Geschäftsreisen verringert wird, intensive Tierhaltung aus ökologischen und tier-rechtlichen Gründen verpönt ist und die Natur wieder mehr ins Gleichgewicht kommt.
Sollte es dennoch zu einer Pandemie kommen, wären die Menschen darauf vorbereitet: Das Gesundheitssystem wird für alle frei zugänglich sein. Die Kapazität des Gesundheitssystems wird auf die Bedürfnisse der Menschen statt auf den Profit ausgerichtet.
 
Und da das Wissen und die wissenschaftliche Forschung offen sein werden, können sich alle Interessierten an der Ausarbeitung von Aktionsplänen für verschiedene mögliche Katastrophen beteiligen, noch bevor diese eintreten.
Generell wird es einfacher werden, Expert*innen, Wissenschaftler*innen und Medien zu vertrauen, weil sie alle im Interesse der Menschen und nicht im wirtschaftlichen Interesse von Kooperationen handeln werden. So können im Falle einer Pandemie gut recherchierte Informationen und Maßnahmenvorschläge von Fachexpert*innen für jede/n zur Verfügung gestellt werden.
 
Auf der Grundlage dieser Informationen und ihrer lokalen Bedürfnisse können benachbarte Gemeinden und Regionen entscheiden, was zu tun ist. An der Entscheidung sind alle Interessierten und Betroffenen beteiligt. Da diese Entscheidungen für Mitglieder anarchistischer Gesellschaften Routine sind, können sie z.B. über das Internet recht schnell getroffen werden. Jede Region kann ihre eigene Art und Weise haben, mit der Pandemie umzugehen, solange dies nicht die Art und Weise sabotiert, wie benachbarte Regionen mit der Pandemie umgehen.
 
 
 
 
Eine Gemeinde könnte z.B. beschließen, Quarantänehäuser für diejenigen einzurichten, die schwere Konsequenzen für sich befürchten, wenn sie das Virus bekommen, und andere wie gewohnt weiterleben
Eine andere Gemeinde könnte ein umfangreiches Virusfrühwarnsystem einführen, um infizierte Menschen so schnell wie möglich isolieren zu können.
Wieder andere Gemeinschaften könnten nach gesunden Freiwilligen fragen, die sich absichtlich infizieren und nach einiger Zeit Herdenimmunität erreichen.
 
Da Solidarität eines der Herzstücke der Anarchie ist, sind alle Gemeinschaften oder Regionen offen für Besucher*innen aus anderen Orten, solange sie sich an die Vereinbarungen der Region halten, die sie besuchen.
Auf diese Weise können Personen, denen die Entscheidungen und Vereinbarungen in ihrer Region nicht gefallen, sich frei in eine andere Region begeben. Beispielsweise könnten Gemeinschaften, die in der Natur einsam gelegen sind, einige ältere Menschen aus anderen Gemeinschaften aufnehmen, und kranke Menschen, die in der Natur leben, könnten in Krankenhäuser in den Städten verlegt werden.
Auf diese Weise kann jede Gemeinschaft über ihr Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicherheit entscheiden und für sich selbst festlegen, wie sie die Solidarität in Zeiten einer Pandemie umsetzen will.
Die Produktion von Gütern in anarchistischen Gesellschaften hat einen Schwerpunkt auf lokaler Produktion und dezentraler Planung mit überregionaler Zusammenarbeit und Unterstützung. Ein solches System ist krisenresistent und kann sich in Zeiten einer Pandemie schnell an veränderte Bedürfnisse anpassen.
 
Stay safe and question the system
 
Original : https://transform-social.org/texte/pandemie/

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(Übersetzung: stoergeraeusch schwerin/G.)


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