Wenn mein Lied so traurig klingt … zur Hinrichtung von Salvador Puig Antic – 2. März 1974 !

Ich will mich nicht fürchten
nicht morgen und nicht heute
auch nicht in der Erinnerung
was ich mag ist das Lächeln eines Kindes am Meer
und ihre Augen wie ein Strauss ausbrechender Freude

und wenn ich ein trauriges Lied singe
dann deshalb, weil ich die Angst nicht aus meinen armen Augen auslöschen kann

Ich kann dem Tod nichts abgewinnen
Noch seinem so eisigen Gang
Ich mag ihn heute nicht
Und auch nicht als Erinnerung.

 

 

Was mir gefällt ist
das Pochen dieses Herzens, welches
kämpfend,
das Leben dem Tod darbietet,
denen, die ihn verurteilt haben

und wenn ich so traurig klinge
dann deshalb, weil ich nicht vergessen kann
das sein Tod von den Genossen so ignoriert wird.

Ich will nicht mein Lied singen
Weil ich weiss, daß „Sie“ so viele zum Schweigen gebracht haben
So viele Münder, so viel Geschrei
Die Wahrheit sagend
Deshalb will ich das Lied der einfachen Leute(Leute auf der Strasse)
Mit der Kraft der Worte
im Grunde (Recht)verwurzelt.

Und wenn ich so traurig singe dann deshalb

weil die Furcht nicht aus meinen traurigen Augen verschwindet

***

(Aus dem Katalanischen von stoergeraeusch schwerin)

 

„……Nach ersten Schritten in den illegalen Comisiones Obreras (betriebsgewerkschaftliche Arbeiterkommissionen; zunächst noch moskautreu, ab 1960 reformistisch) leistet er noch seinen Militärdienst als Sanitäter auf Ibiza ab. Doch bald danach gründet er mit gleichgesinnten Anarchisten und linksrevolutionären Kommunisten die iberische Befreiungsbewegung MIL (Movimiento Iberico de Liberation – MIL steht aber auch für Tausend). Diese versteht sich nicht so sehr als revolutionäre Avantgarde sondern vielmehr als Unterstützerin der Arbeiterkämpfe und Streiks, wobei sowohl hierarchische Gesellschaftsstrukturen als auch der gerade in Spanien tief verwurzelte gewerkschaftliche Kampf grundsätzlich kritisch hinterfragt werden. In ihren Verlautbarungen sticht die MIL gegenüber anderen spanischen Untergrundgruppierungen durch Ironie und Humor hervor.

Die Reisen führen auch nach Südfrankreich, wo die MILs sich mit alten Revolutionären der exilierten anarchosyndikalistischen CNT treffen. Als jedoch bei einem Banküberfall einiges aus dem Ruder läuft und ein Bankangestellter erblindet, beschließt die Gruppe kurzerhand sich aufzulösen. Als Anfang 1973 Antichs Mutter stirbt, taucht dieser bedenkenlos aus der Illegalität auf und kümmert sich um seine Familie. Gerade in dieser Phase werden nach einer konzertierten Polizeiaktion drei Aktivisten der MIL gefangen genommen, einer davon verrät nach schweren Folterungen die geheimen Treffpunkte der Gruppe. Der Rest ist polizeiliche Routinearbeit, die Aktion am 25. September 1973 verläuft allerdings nicht nach Plan. Der Subinspector der Guardia Civil, Anguas Barragán, erleidet fünf Durchschüsse und stirbt. Salvador Puig Antich kommt mit einer schweren Verwundung davon.

Eindeutige Indizien weisen darauf hin, dass die tödlichen Schüsse nicht aus Antichs Waffe stammen können. Die Anklage wird jedoch genau in diese Richtung konstruiert. Beweismittel werden unterdrückt, entlastendes Material unterschlagen. Am Jahresende wird Francos Rechte Hand und Graue Eminenz des Franquismus, der Admiral Luis Carrero Blanco, nach dem Besuch einer Morgenmesse samt seinem Auto durch die Wucht der Explosion einer ETA-Bombe über ein fünfstöckiges Haus ins sichere Karriere-Aus geschleudert und stirbt an Ort und Stelle. Das Attentat findet wenige Minuten vor Prozessbeginn gegen zehn Aktivisten der Comisiones Obreras statt … Antich weiß, dass spätestens jetzt an seiner Todesstrafe nicht gerüttelt werden kann. Mit ETA m`ha matat (die ETA hat mich umgebracht) kommentiert er kurz die Auswirkungen dieser Tat auf seine eigene Situation.

Und so wird auch am 7. Jänner 1974 der 25-jährige Salvador Puig Antich wegen Mordes an einem Guardia Civil Beamten durch ein Militärgericht der Franco-Diktatur zum Tode durch die mittelalterliche Hinrichtungsmethode der Garrote verurteilt…. “   

 

 

 


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